Knottnkino

Knottnkino auf einer überbreiten Projektionsfläche aus Luft und Licht: Kino. Zwar ist die "location", der Schauplatz immer derselbe, seit in der Permzeit vor 255 Millionen Jahren Lava aus Erdspalten kroch und den Tschögglberg aufbaute, seit Aschenregen die weinroten, runden Kuppeln formten: Knottn eben, von denen einer Rotstein heißt und Vörans bester und nächster Aussichtspunkt ist. Aber der Film wechselt ständig im Knottnkino: mit den Jahreszeiten, mit den Tageszeiten, mit dem Kleinklima, mit dem Wetter, täglich, stündlich oft ein neues Programm, besser als im Kino, wo es, wenn man über die bezahlte Zeit hinaus sitzen bliebe, doch wieder den selben Film zu sehen gäbe. Im Knottnkino kommt die Abwechslung mit dem Sitzenbleiben. Je nachdem wie turbulent das Wetter gerade ist, dramatische oder sanfte Veränderungen der Optik: von Transparenz, von Helligkeit, von Nähe und Ferne, von Stimmung, von Poesie, von Aussage, kurz von Einwirkung auf den eigenen Gemütszustand. Von Texel bis Penegal und weiter noch bis Weißhorn. Und wer etwa auf Spielfilmlänge sitzen bleiben kann - bequem und robust, aber ungepolstert wie das Leben selbst sind die 30 Sessel aus Stahl und Kastanienholz - bekommt einen zweiten Film gratis dazu: den, der innen abläuft mit einem selbst als Hauptdarsteller und Regisseur; den mit dem offenen Ausgang: wie im wirklichen Leben. 

Inga Hosp